Die Rolle der UNO
1945 hatte die Organisation der Vereinten Nationen das Erbe des Völkerbunds angetreten und damit auch die Verantwortung für die ehemaligen Mandatsterritorien übernommen. Wiederholt forderte die UNO Südafrika auf, Namibia in seine Unabhängigkeit zu entlassen – vergeblich. 1966, als sich die Situation auch im Inneren des Landes zuspitzte, wurde dem Apartheid-Staat das Mandat zur Verwaltung entzogen und bis zur Unabhängigkeitswerdung einer internationalen Behörde – dem UN-Rat für Namibia übertragen. Südafrika zog seine Behörden und Truppen allerdings dennoch nicht ab, der UN-Rat konnte das Land nicht betreten. 1971 erklärte der Internationale Gerichtshof Südafrikas Präsenz in Namibia für illegal. Nach langwierigen diplomatischen Verhandlungen verabschiedete der UN-Sicherheitsrat 1978 die Resolution 435, den sogenannten „Waldheim-Plan“ für die Unabhängigkeit Namibias. Nach Abschließung eines Waffenstillstands zwischen der südafrikanischen Armee und der SWAPO sowie einem teilweisen Truppenabzug der Südafrikaner sollte es demnach zu freien Wahlen unter militiärischer und ziviler UN-Aufsicht kommen; als Termin dafür wurde zunächst 1979 vereinbart.
Jedem objektiven Beobachter der Lage war klar, daß SWAPO aus solchen Wahlen als überwältigender Sieger hervorgehen würde. Daraus erklärt sich Südafrikas Bestreben, das Inkrafttreten des UNO-Plans zu verzögern und den Verhandlungsprozeß durch zusätzliche, irrelevante Themen (etwa die Anwesenheit kubanischer Truppen in Angola) zu komplizieren.
Weiters wurde – anstatt Vorbereitungen für eine echte Unabhängigkeit des Landes zu treffen – der Aufbau apartheidtreuer (weißer und schwarzer) Parteien gefördert. Ende der 1970er Jahre und wieder ab 1985 wurden diesen sogar eine eingeschränkte „Regierungsgewalt“ unter südafrikanischer Aufsicht übertragen. Durch weitgestreute Propandamaßnahmen (oft unter dem Deckmantel von karitativen oder Entwicklungshilfe-Projekten) versuchte die südafrikanische Regierung, politische und wirtschaftliche Unterstützung für diese sogenannte „Interims-Lösung“ zu finden. Im besonderen wurde die „Demokratische Turnhallen-Allianz“, eine Gruppierung diverser politischer Parteien auf ethnischer Basis, propagiert. Die Mehrheit der internationalen Gemeinschaft lehnte diese Manöver Südafrikas zur Durchsetzung einer einseitigen „Unabhängigkeit“ allerdings ab.
Das Apartheid-Regime setzte daher immer mehr auf die militärische Karte: Seit 1975 wurde Angola verstärkt zum Angriffsziel der in Namibia stationierten südafrikanischen Truppen. Zugleich sahen sich auch die anderen Frontstaaten (vor allem Moçambique, aber auch Zimbabwe, Zambia und Lesotho) von südafrikanischen Destabilisierungsmaßnahmen betroffen.